Das Modellprojekt "Jugendstrafvollzug in freien Formen" im Raphaelshaus wurde beendet, nachdem bekannt wurde, dass ein Diplom-Sozialpädagoge drei jugendlichen bzw. jungen erwachsenen Strafgefangenen an einem Weihnachtstag 2013 ermöglicht haben soll, ein Bordell in Düsseldorf zu besuchen.

Außerdem soll er sich in der Silvesternacht mit den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen nach Köln begeben haben, von wo die Teilnehmer mit dem Diplom-Sozialpädagogen verspätet und stark alkoholisiert zurückkehrten. Das Geld für diese Fahrten sollen die Teilnehmer des Projekts von den Eltern eines Teilnehmers erhalten haben. Nachdem diese Verdachtsfälle bekannt wurden, hat der Mitarbeiter der Einrichtung sofort fristlos gekündigt. Das Raphaelshaus, ein kirchliches Jugendhilfezentrum in der Stadt Dormagen, wird gegen den Mitarbeiter Strafanzeige erstatten.

Mit Schreiben vom 29. Januar informierte das Raphaelshaus die Fachabteilung des Justizministeriums, dass es gemeinsam mit dem Jugendamt und den Trägern der Einrichtung Gesprächsbedarf wegen des Fehlverhaltens eines Mitarbeiters gebe. Diese Besprechung fand am 3. Februar statt. Im Rahmen dieser Besprechung wurden der Justiz erstmalig konkrete Details des Fehlverhaltens mitgeteilt.

Daraufhin wurde entschieden, die fünf derzeitigen Teilnehmer des Modellprojekts zur Sachverhaltsaufklärung vorläufig in die Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf zu verlegen. Diese Entscheidung wurde den Betroffenen mitgeteilt und sie wurden aufgefordert, ihre persönlichen Gegenstände zu packen. Ein 16 Jahre alter Teilnehmer des Projekts nutzte diese Zeit, um das Fenster seines Zimmers im Obergeschoss gewaltsam aufzubrechen und zu fliehen. Die polizeiliche Fahndung ist eingeleitet. Er ist bislang noch nicht gefasst.

Die vier weiteren Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen wurden am 4. Februar in der Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf zu den Verdachtsfällen befragt. Danach haben sich die Verdachtsmomente weiter verdichtet.

Justizminister Thomas Kutschaty ist am Morgen des 5. Februar über das Ergebnis der Befragung der Teilnehmer des Modellprojekts in Kenntnis gesetzt worden. Er hat sofort entschieden, das Modellprojekt zu stoppen.

Der Minister erklärt hierzu: "Der Jugendstrafvollzug in freien Formen wurde von allen im Landtag vertretenen Fraktionen getragen. Dieses breite Vertrauen ist durch die Verdachtsfälle grundlegend erschüttert. Daher habe ich entschieden, das Modellprojekt im Raphaelshaus sofort zu beenden."

Mitteilung des Justizministeriums
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