Will ein Arbeitnehmer Schadensersatz nach dem AGG geltend machen, so muss er für alle Ansprüche die Zweimonatsfrist des § 15 Abs. 4 AGG beachten. Die Frist beginnt in dem Moment zu laufen, in dem der Bewerber von der Benachteiligung Kenntnis erlangt.

Der Sachverhalt

Nach dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts suchte die Beklagte im November 2007 mit einer Stellenanzeige für ihr "junges Team in der City motivierte Mitarbeiter/innen" im Alter von 18 bis 35 Jahren. Die damals 41jährige Klägerin bewarb sich unter Beifügung eines vollständigen tabellarischen Lebenslaufs. Am 19. November 2007 erhielt sie eine telefonische Absage. Die Klägerin erhob am 29. Januar 2008 beim Arbeitsgericht Hamburg Klage, mit der sie eine Entschädigung sowie Ersatz der Bewerbungs- und Prozesskosten verlangt.

Die Entscheidung

Wie in den Vorinstanzen blieb die Klage auch vor dem Achten Senat des Bundesarbeitsgerichts ohne Erfolg. Das Landesarbeitsgericht hatte im Fall der Klägerin bereits den Europäischen Gerichtshof um Entscheidung der Frage gebeten, ob die Frist des § 15 Abs. 4 AGG mit europäischem Recht vereinbar ist. Nach der Entscheidung des Gerichtshofs in Luxemburg hatte das Landesarbeitsgericht nach dessen Vorgaben die Bestimmung für wirksam gehalten.

Dies hat der Senat nunmehr in Fortsetzung seiner bisherigen Rechtsprechung bestätigt und mit seinem Urteil klargestellt, dass auch Schadensersatzansprüche auf anderer Rechtsgrundlage binnen der Frist des § 15 Abs. 4 AGG geltend gemacht werden müssen, wenn sie sich auf einen Sachverhalt beziehen, bei dem eine Diskriminierung wegen der durch das AGG verbotenen Merkmale gerügt wird. Nachdem die Klägerin am 19. November 2007 mit der Ablehnung von der Benachteiligung Kenntnis erlangt hatte, wahrte ihre am 29. Januar 2008 beim Arbeitsgericht eingegangene Klage nicht die Zweimonatsfrist des § 15 Abs. 4 AGG.

Gericht:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 21.06.2012 - 8 AZR 188/11

Vorinstanz:
Landesarbeitsgericht Hamburg, Urteil vom 27.10.2010 - 5 Sa 3/09

BAG, PM Nr. 47/12
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