Einer aufmerksamen Mitarbeiterin des Wohngeldamtes fiel auf, dass die Klägerin in der Sendung "Frauentausch" zu sehen war. Die Klägerin verlangte Wohngeldzuschuss, obwohl der Vermieter ihr Lebenspartner war. In der Serie "Frauentausch" habe sie lediglich so getan, als ob der Vermieter ihr Lebenspartner sei.

Der Sachverhalt

Die 48 Jahre alte Klägerin beantragte Anfang 2014 beim Bezirksamt Neukölln von Berlin Wohngeld für sich und zwei Kinder und legte hierzu einen Mietvertrag vor. Einer aufmerksamen Mitarbeiterin des Wohngeldamtes fiel auf, dass die Klägerin in sogenannten Reality-Shows im Fernsehen zu sehen war, u.a. in der Sendung "Frauentausch".

In der Programmankündigung zu dieser Folge hieß es seinerzeit, die Klägerin habe ihren (jetzigen) Vermieter über eine Partnervermittlung kennengelernt, und für beide sei es "die ganz große Liebe". Auf Nachfrage des Wohngeldamtes teilte die Produktionsfirma mit, die Klägerin und ihr Vermieter hätten sich sowohl im Casting als auch während der Dreharbeiten im Juni 2011 als Lebenspartner vorgestellt. Das Wohngeldamt lehnte daraufhin den Wohngeldantrag wegen Missbrauchs ab.

Dagegen wandte sich die Klägerin. Sie sei zwar mit dem Vermieter gut befreundet, eine eheähnliche Lebensgemeinschaft bestehe jedoch nicht. Man bilde lediglich eine Wohngemeinschaft. Sie habe bei der Serie "Frauentausch" lediglich so getan, als ob der Vermieter ihr Lebenspartner sei. Sie habe hierzu eine Anzeige in der "Zweiten Hand" geschaltet und ihren Vermieter erst hierüber kennengelernt.

Das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin (Az. VG 21 K 285.14)

Die 21. Kammer des Verwaltungsgerichts Berlin wies die Klage nach einer Beweisaufnahme und der Inaugenscheinnahme der Aufzeichnung der Sendung ab. Es sei missbräuchlich, Zuschuss zu einer Miete zu verlangen, wenn zwischen dem Vermieter und der Mieterin eine Partnerschaft bestehe. Eine solche Partnerschaft sei hier gegeben, so das Urteil (Az. VG 21 K 285.14).

Dabei ließ die Kammer offen, ob tatsächlich schon bei Beginn der Dreharbeiten eine Partnerschaft bestanden hat. Der Vermieter sei aber, wie die Klägerin letztlich eingeräumt habe, zu den Dreharbeiten in die frühere Wohnung der Klägerin eingezogen und habe auch nach deren Ende weiter bei ihr gewohnt.

Gericht:
Verwaltungsgericht Berlin, Urteil vom 08.09.2015 - VG 21 K 285.14

VG Berlin, PM 32/2015
Rechtsindex - Recht & Urteile
Ähnliche Urteile:

Wohngeld - Allein das Innehaben eines gemeinsamen Sorgerechts für Kinder geschiedener Elternteile rechtfertigt es nicht, die Kinder bei der Ermittlung der für die Höhe von Wohngeld maßgeblichen Haushaltsgröße zu berücksichtigen. Urteil lesen

Bei der Berechnung von Wohngeld müssen Zinseinkünfte auch dann als Einkommen berücksichtigt werden, wenn diese aus angelegtem Schmerzensgeld erzielt werden. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil entschieden. Urteil lesen

Kurzmitteilung - Bei einem Vermögen von 84.000 € besteht nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin kein Anspruch auf Wohngeld. Die Klage des Antragssteller wurde abgewiesen. Urteil lesen

Werbung
Werbung auf Rechtsindex.de